Schutterlindenberg:

- große Bedeutung

- zahlreiche Gedenkfeiern

 

1717 200-Jahr-Feier zur Reformation

1814-1818 jährliche Feier zum Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig

 

Verfassungssäule

 

 

21./22. August 1843 Verfassungsfest:

 

Feier zum 25-jährigen Jubiläum der Badischen Verfassung.

Die Badische Verfassung wurde am 22. August 1818 vom Großherzog Karl von Baden erlassen.

Gründe:

- Schaffung eines neuen Steuersystems, das höhere Abgaben fordert, aber größere Freiheit für die Bürger verspricht

- territoriale/dynastische Gründe

 

Die Badische Verfassung ist die modernste im deutschen Bund.

Es besteht ein Recht auf Voksvertretung mit Möglichkeit der Mitwirkung bei Gesetzgebung

Es gibt zwei Kammern:

1. Kammer besteht aus: Prinzen, Klerus

2. Kammer besteht aus: 63 wählbaren Abgeordneten

 

Aber:

- keine Volkssouveränität

- Ungleichheit zwischen den Bürgern

- keine zentralen Freiheitsrechte wie Pressefreiheit

- keine unabhängige Gerichtsbarkeit

 

 

21. August 1843

 

Die Vorfeier beginnt mit einem Zug auf den Schutterlindenberg um 19 Uhr. Er wird vom Jägercorps, dem Bürgermilitär und der Cavalerie begleitet. Alle Häuser der Stadt sind mit Blumenkränzen und Standarten geschmückt. Auf dem Schutterlindenberg wird das Denkmal, eine 24 Fuß hohe Säule, zur Erinnerung an die erste regionale Verfassung vom 22.8.1818 enthüllt. Dazu spielt das Jägercorps und das Cavaleriecorps, wobei der Gesangverein patriotische Lieder singt. Unter anderem hält der Advokat (Anwalt) Hofer eine Rede,in der er die Verfassung und den Großherzog lobt, doch weiß er, daß sie noch nicht ausgereift ist. "Wir stehen zwar noch nicht auf der Stufe der Vollkommeneheit der Staatseinrichtung, uns fehlt noch so manches Wünschenswerte." Der rede wird mit Applaus zugestimmt. Daraufhin werden Feuerwerke angezündet. Im ganzen Umkreis ist die Umgegend hell erleuchtet. 25 Freudenfeuer werden zwischen Rastatt und dem Kaiserstuhl angezündet. Um 21 Uhr bewegt sich der derselbe Zug wie zu Beginn des Festes wieder zur Stadt hinunter, die Leute ziehen durch die Straßen. Ein Zeitgenossse, der die Ereignisse schriftlich dokumentiert hat,schreibt: " Es war ein schöner Anblick, erhöht durch die schönste Ordnung und Eintracht, welche durch keinen unangenehmen Auftritt gestört worden ist."

 

 

22. August 1843:

 

Um 4 Uhr früh wird der zweite Festtag mit 25 Böllerschüssen angekündigt. Das Jägercorps und die Cavalerie zieht, musikspielend, durch die Stadt. Die Häuser sind mit Fahnen in Landesfarbe noch prächtiger als am Vortag geschmückt. Um 9 Uhr zieht der Festzug vom Rathaus auf den Festplatz in der Tiergartenstraße. Im vorderen Teil des Zuges gehen 60 Jünglinge, die mit landesfarbenen Schärpen geschmückt, den, der die Verfassungsurkunde trägt, begleiten. Ein Zeitgenosse schreibt: "Es war schön, diese jungen Männer anzusehen, die mit würdigem Ernste den Träger der Verfassungsurkunde umgaben, anzeigend, daß die Jugend schon von dem Werte der Verfassung durchdrungen ist, und daß sie solche in Gefahr der Not mit fester Kraft beschützen werde." Auf dem Festplatz werden wie am Vortag Reden gehalten. Der damalige Bürgermeister Baum sieht das Fest unter anderem als "Mahnung an die Regierung" an, "an die verantwortlichen Lenker des Staatsruders , daß das Badische Volk nur auf dem Wege des Gesetzes wandelt, daß es fortschreiten will zur vollen, gesetzlichen Freiheit, daß es widerstrebt jedem Rückschritte, festhält an seinen Rechten, seine Pflichten erfüllt, aber auch von denjenigen, welche ihm über die Verwaltung ihres Amtes Rechnung ablegen müssen, die Erfüllung ihrer Pflichten, und namentlich den wahren, aufrichtigen Vollzug der Verheißung unserer Verfassung verlangt." Obwohl die Verfassung den Bürgern noch zahlreiche Freiheitsrechte vorenthält, betrachtet er sie als Rechtsboden, auf welchem sich der Bürger fortbewegen und fortbilden kann. Die Rede hinterläßt einen tiefen Eindruck bei den Zuhörern. Im folgenden Verlauf des Festes wird das von Hofer gedichtete Festlied gesungen. Um 1 Uhr gibt es ein Festessen. Es werden verschiedene Toaste ausgesprochen: Den ersten auf den Großherzog Leopold, den zweiten auf die Verfassung, der von Wilhelm Schubert gesprochen wird. Die Verfassung könne nur dann "wahren Segen" bringen, wenn sie ins "Blut des Bürgers" übergehe. "Er muß fühlen, daß er ein freier Mann ist". Die Feier dauert noch bis tief in die Nacht, wobei sich ein Großteil der Feiernden in den Biergarten von Hertenstein, die "Schanz", begibt. Das Fest wird von einem Zeitgenossen, der darüber einen Bericht verfasste, als gelungen beurteilt. "Bei der ganzen Feier herrschte ein Takt und eine Gemessenheit, die zu bewundern waren. Wir waren aber auch alle beseelt von dem Geiste der Freiheit und der Gleichheit , die unsere Verfassung durchwehet; darum jener Brudersinn und jene erhabene Eintracht, jener Wetteifer für Ordnung, welche unser Fest so schön auszeichnet. Alle wünschen, daß es bald wieder kehre und Belehrung sei dem Volke für die heilige Sache der Freiheit."

 

An dem Fest nahmen ungefähr zwischen 8000 und 10000 Menschen teil.

 

1874 gab es kein Verfassungsfest, welches mit dem 1843 vergleichbar wäre. 1889/1899 wurde gar nicht gefeiert. Erst im Jahr 1948 gab es wieder ein größeres Verfassungsfest: Am 18. Mai 1948 wurde im Saal der Schwarzwaldlichtspiele gefeiert, was die Stadtverwaltung nur zögerlich gestattete.

 

Für Wilhelm Schubert errichteten die Lahrer 1906 ein Denkmal auf dem Schutterlindenberg .

 

 

Die Verfassungssäule wurde während des Zweiten Weltkriegs 1945 stark beschädigt, jedoch im Jahr 1962 umgestaltet und instandgesetzt.

 

 

 

 

 

Schubertdenkmal

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