Wegen der Mißernten in den Jahren 1846/47 stiegen die Brot- und Getreidepreise rasant an. Infolgedessen wuchs die Armut und die Angst, es könne aufgrund dieser, sich auf ganz Deutschland ausbreitenden Hungerkrise zu Unruhen in der Bevölkerung kommen, bewegte viele Gemeinden dazu, sozialpolitische Maßnahmen zu ergreifen. So kam es, daß auch in Lahr Bürgermeister Rudolf Baum am 19. Dezember zur Gründung einer Suppen- und Kleinkinderbewahranstalt aufrief. Diese wurde im Januar 1847 gegründet und für den 31. Januar lud man zu einer allgemeinen Versammlung zwecks Genehmigung der Statuten ein. Wider Erwarten gelang es den führenden Lahrer Republikanern Wilhelm Schubert, Leonard Roos, Friedrich Bucherer und Carl August Wäldin in den Vorstand der Suppenküche gewählt zu werden, die man am selben Abend von der Kinderbewahranstalt getrennt hatte. Die Liberalen aber verwarfen, vermutlich aus Angst vor dem Zugriff der Republikaner auf die ärmsten Schichten der Stadt, diese Wahl als ungültig und forderten eine Neuwahl.
Der Lehrer Wilhelm Hockenjoos, Mitbegründer der Anstalt, Fabrikant Carl Hugo, Großkaufmann Wilhelm Landsdorff und der Färber Christian Scholder führten die Opposition an, zu der bald der Kaufmann Ferdinand Groß stieß. Rudolf Baum, der zunächst zu vermitteln versuchte, trat als Bürgermeister zurück und mit seinem Nachfolger Ferdinand Groß bekam die Suppenanstalt einen neuen Vorstand. Mit der "Suppenrevolution" war die "liberale Ära" in Lahr beendet.
ANMERKUNG: Suppenanstalten, in denen an Bedürftige kostenlose Mahlzeiten ausgegeben wurden, gab es bereits seit der napoleonischen Zeit. Sie wurden im wesentlichen von Frauen organisiert. Die Suppe sollte zu möglichst niedrigen Preisen ausgegeben werden und Bedürftige konnten ihr Essen aufgrund von Spenden der Bürger kostenlos erhalten. Die Suppen bestanden hauptsächlich aus Gerste, Reis, Grieß, Erbsen, Linsen, Kartoffeln und Bohnen.